Geschäfte und Geschäftchen

Das Haus in der Scheidertalstrasse diente vielen Herren. Herr Karl Kettenbach eröffnet dort seine erste Bäckerei mit Kolonialwarenhandlung. Es gab also auch einmal einen Bäcker in Wingsbach. Nachfolger Josef Lederer betrieb das Geschäft noch bis in die Nachkriegszeit hinein, ehe er es Herrn Seifert verpachtete. 1951 erwarb es Rudi Fischer und gründete seine Kristallwarenfabrik. Das Unternehmen existiert heute noch, siehe www.fischer-galvanik.de.Haus Kettenbach

Ilse Fischer, Rudis Frau betrieb das Ladengeschäft im selben Haus weiter, Lebensmittel-Feinkost  Wingsbach steht im Kerbeheft vom Oktober1958, in dem wir auch den Kerbespruch finden. Gegenüber wie auch noch heute, die Firma Schäfer, damals warb man mit: Auto und Motorradreparatur und DKW-Vertretung.

Im gleichen Heft findet sich Schneidermeister Herr Josef Pawek Damen und Herrenkonfektion .“Neu für Wingsbach und Umgebung“, sein Slogan.

Einen Schreinermeister gab es auch in Wingsbach, sein Sohn fragt sich noch heute, wie man zwei Bandsägemaschinen im Keller des Hauses an der Steinkaut überhaupt unterbringen konnte. Mansuet Heidenreich fertigte sogar Schränke und Betten, denn der kleine Mansuet dufte nach der Schule meistens Schränke aufbauen. Sein Vater beschäftigte außer seinen Söhnen noch 5 Angestellte. Auch für Johann Panny gab es noch etwas zu tun, er bündelte Abfallholz und verkaufte es zum Anfeuern. Herr Heidenreich schnitzte auch sehr gerne, bei Jandl gibt es heute noch eine von ihm gefertigte Tür. Obstkisten wurden auch hergestellt. Er betrieb das Geschäft von 1954-58.

Um in der Straße zu bleiben Ecke Steinkaut und Füllengarten im Haus Keller konnte man in den Fünfziger Jahren sein Bier kaufen. In diesem Haus wohnte auch die Frau Kienitz bekannt deshalb, weil sie den ersten Fernseher in Wingsbach hatte. Zu einer ähnlichen Berühmtheit wurde auch Kern´s Karl er hatte den ersten Buntfernseher.

Genauso hatte Lina Körner in der Scheidertalstr.222 kein Geschäft, sondern einen Tabakhandel. Das Patenkind ihres Mannes August erinnert sich noch genau, dass es im Küchenschrank eine spezielle Schublade gab, in welcher der Tabak lagerte. Es gab auch schon Zigaretten in der dreier oder sechser Packung. 1949 wurde Lina Körner noch von der Firma Betzelt Tabakwaren beliefert, so die Schwiegertochter. Der Sohn von Lina und August, Karl Körner gründete ein Spengler- und Installationsgeschäft. Seine Frau Anneliese führte den Laden mit Haushaltswaren, Garten- und Landwirtschaftsgeräten, Waschmaschinen, Herden und Öfen. (Das Ladenlokal ist heute noch als solches zu erkennen).

Karl Körner I, war Settchens Laden Wingsbachs große Attraktion, von der heute noch viele Leute reden. So ein Geschäft war nicht nur Einkaufsstelle, sondern dort wurden auch alle großen und kleinen Probleme des Lebens erörtert und verhandelt. Kein anonymer Einkauf a la Toom , Aldi oder Lidl.

Die Eltern von Herrn Erich Körner betrieben diese, man muss sagen Institution bis 1974. Rechts neben der heutigen Haustür befand sich ein Schaufenster, es gab auch einen separaten Eingang. Kaufen konnte man  Lebensmittel und Nähutensilien. Haushaltswaren gab es auch und alle Kinder kauften dort ihre Bonbons.

1960 warb Fischer Lebensmittel-Feinkost schon unter dem Tannenbaumzeichen von SPAR. Bis 1967 war der Laden noch geöffnet.

Im Haus, Brachwiese 3, bei Gyula Czuppon gab es manchmal quasi ein erstes Designer - Outlet. Abverkauf von Kleidung aus seinem Lederwarengeschäft in Wiesbaden, Neugasse.

Eine Bankfiliale hatten die Wingsbacher auch (Brachwiese 7) VR-Bank Untertaunus eG. Man ging  zu “Gillese Willi”, so wusste jeder dass man zur Bank wollte. Ziemlich genau gegenüber von der Post liegt das Wohnhaus, so dass die Brachwiese quasi die Wall-Street von Wingsbach war. Bank und Post, also alle seinerzeit gängigen Finanzdienstleister eng beieinander.
Öffnungszeiten zunächst ganztägig (von 1970 bis Ende 1975), Filialleiterin, Mitarbeiterin, Raumpflegerin, alles in einer Person: Irmgard Gilles.
Nach Ihrem Tod, stundenweise Öffnung bis schließlich auch Willi Gilles verstarb;
mit ihm verstarb dann auch die Filiale, die heute durch die fahrbare Zweigstelle der VR- Bank ersetzt wird.

Dann kam die Zeit in der man bei Ritter einkaufen ging. Im Haus Ritter in den Faltern gab es eine Filiale von SPAR (Karl Lehmann). Bevor allerdings SPAR - Markt Lehmann bei Ritter seinen Laden eröffnete, konnte man bei Familie Ritter direkt Farben und Tapeten erwerben. Nach einigen Jahren lief der Pachtvertrag aus und Herr Lehmann schloss die Filiale.

Aber so schnell gaben die Wingsbacher nicht auf. Der damalige Ortsvorsteher Herr Erwin Deußer legte sich mit einigen freiwilligen Helfern ins Zeug und nach neun Wochen harter Arbeit war in der Wünostr. ein neues Ladenlokal entstanden. à siehe Entstehungsgeschichte

Die Post Hedwig in der Wünostr. kannte jedes Kind. Es war sogar ein richtiger Schalter eingebaut, wo die Postkunden bedient wurden. Einige sagen aber, er sah einer Gäulsstalltür sehr ähnlich.

Ab 1970 gab man sein Päckchen bei Wilma Feix in der Brachwiese auf, sie hatte die Posstelle bis in die neunziger Jahre.

Postauto
Waldemar Großmann und ein Fahrer am Postauto vor der Poststelle.

Schmuck….. ? Wie echten Schmuck? Ja, auch den gab es in Wingsbach zu kaufen. Bei Uhren und Schmuck Schulz in der Scheidertalstr.

Zuletzt bearbeitet am 04.06.2011